Mittwoch, 14. März 2012

Wenn einer eine Reise tut – Teil 3

Oder: Kulinarisches Outback und ziemlich feuchte Trockenzeit

Wir genossen nun also unseren degradierten Fist-Class-Flug und kamen nach einem einstündigen Stopp auf St. Lucia planmäßig am (dortigen) Nachmittag in Trinidad an. Und es kam noch besser: Als wir mit unserem Gepäck im Schlepptau an den BA-Schalter gingen, um zu sehen, wie es nun weiterginge, zuckte die freundliche Dame dort und bat uns, einen Moment zu warten ... äh, nein, nicht schon wieder?!?! Nein, Fehlalarm: Sie war zum Nachbarschalter der Carribian Airlines gegangen, wo sich die Dame am dortigen Schalter über die angebliche Wartezeit von 5 Stunden halb tot gelacht und uns auf den nächsten Flug eine Dreiviertelstunde später umgebucht hat. Glück gehabt!

So kamen wir also am Sonntag, 26.2. gegen 20 Uhr endlich müde und gerädert am Hotel(chen) an. Kurz ein paar Worte zum Hotel: Es handelte sich um ein kleines Hotel mit ca. 25 Zimmern, einem kleinen Pool, einer "Poolbar" (nun, man bekam am Strand etwas zu trinken und konnte sich auf eine Terrasse am Hang setzen) und einem Restaurant/Bar nebenan. Der steile Hang war schön mit diversen Pflanzen angelegt, eine Betontreppe (bei uns wäre selbst ein Lehrling für solch eine Arbeit gesteinigt worden!) führte steil nach unten zum Privatstrand in einer winzigen Bucht. Dunkler, feinster Sand, kristallklares, blitzsauberes Wasser (nach Algen und Co musste man suchen) und nicht ein einziger Stein, keine Muschel oder Koralle am Boden, so dass man bequem barfuß ins Wasser gehen konnte. Da zum Atlantik hin gelegen stets ein ordentlicher Wellengang – von luftmatratzentauglich bis 3, 4 m hohen Wellen, die einen durchaus, wenn im ungünstigen Zeitpunkt erwischt, auch mal 20 m weiter wieder ausspuckten und an den Strand spülten.

Am nächsten Tag erst mal zum Frühstück – für mich eine sehr enttäuschende Veranstaltung, da ich mit amerikanischem Frühstück (Rührei, Speck, Würstchen, Bohnen *urgs, doch nicht am Morgen!!!) nichts anfangen kann. Blieben mir also noch Cornflakes (naja, kann man ja mal essen ...), fast täglich frische, selbstgebackene Minimuffins (lecker!) und Obst (Banane und Wassermelone). Dazu ein Glas Milch oder Milchkaffee. Ach ja, etwas Toast hätte es auch gegeben, aber auch da springt mein Herz nicht gerade höher, schon gar nicht mehrere Tage in Folge ... aber so ist das nun mal im Ausland, es gibt eben nirgends so gutes Brot wie bei uns. Ist einfach so.

Danach gleich in die Badeklamotten gesprungen, "eingeschmotzt" (so nennen wir bezeichnenderweise das unumgängliche Eincremen mit Sonnenmilch ... und wir lieeeeben es *Augen roll*) und ab zum Strand. Strand? Wo war der denn hingekommen?!? Tja, leider hatte die Bucht den kleinen Nachteil, dass sie bei Flut komplett mit Wasser voll lief – und es war gerade Flut. Also zurück zum Pool, zwei Liegen in den Sonnenschirmschatten gezogen und ... ah, Ruhe. Ruhe im Sinne von: kein weiterer Stress, kein Verkehrslärm, keine Hektik. Nur noch das laute Rauschen der Meeresbrandung, Rascheln der Bäume und Büsche rundum und Gezwitscher und Geschrei der Vögel. Ja, eine Sorte, so eine Art Auerhahn sage ich mal, hat ein Geschrei vollführt wie eine Schar Gänse. Lustig war's ;O)

Am Nachmittag zurück ins Zimmer zum Duschen, dann zum Essen ...

Um es gleich vorweg zu nehmen: Kulinarisch gesehen war der Urlaub eher eine Niete. Eine Vollniete. Das Restaurant beim Hotel erwies sich als gut, aber gnadenlos überteuert. Täglich für ein normales Essen zu zweit 80 Euro hinzublättern ... sorry, war uns einfach zu viel. Aber wir waren ja in Stadtnähe, sollte ja kein Problem sein, da Alternativen zu finden, denkt sich der naive Baron. War aber ein großer Irrtum: In der ganzen Stadt gab es genau ein einziges Restaurant, Preisklasse wie das Hotelrestaurant und nur mit Voranmeldung besuchbar. Dann gab's noch einen italienischen Imbiss (sorry, aber DAS war nahezu ungenießbar :( , desweiteren eine einheimische Fastfood-Kette (nicht mal Einheimische gingen rein), ein Kentucky-fried-Chicken (einmal haben wir's uns angetan – noch nie im Leben habe ich derart vergewaltigte Lebensmittel gesehen, beim Gedanken an die fetttriefenden Hähnchenschenkel wird mir jetzt noch übel) und ein Subways (haben wir 3mal besucht, war ok).

So kamen wir dann recht ernüchtert am ersten Abend zum Hotel zurück. Unsere Laune war ja ohnehin noch nicht so die allerbeste und es war schwer, das wirklich Schöne rundum wirklich zu sehen ... Einziger Trost: 3 Tage später sollte eine Pizzaria (!!!) wiedereröffnen – ab da unser Stammlokal, in dem wir bald mit Handschlag begrüßt wurden, denn es gab dort richtig leckere Holzofenpizza, Salat und Vorspeisen. Jeder zweite Abend war kulinarisch gesehen gerettet ...

Tag 2 begann wie Tag 1, endete aber damit, dass am Nachmittag dicke Regenwolken aufzogen, die dann kurze Zeit später für einen typisch tropischen Wolkenbruch sorgten. Ab diesem Tag hatten wir täglich Regen – ja, es ist dort momentan Trockenzeit, statistische Regentage im März: 4. Wir hatten 13 ... ok, wirklich verregnete Tagen waren es nur 2, an den anderen Tagen hat es wahlweise morgens oder pünktlich abends auf dem Weg zum Essen geschüttet. Tagsüber konnte man aber natürlich trotzdem baden und raus.

Eine "kleine" große Katastrophe passierte mir dann auch noch – das werden jetzt zwar nur die Strickerinnen unter meinen Lesern wirklich nachvollziehen können, aber ich hätte mich in den Allerwertesten beißen können, wäre ich dorthin gekommen ... Durch den häufigen Regen hatte ich natürlich viel Zeit zum Stricken. Eine halbe Lace-Wollmeise hatte ich schon zu einer RVO-Jacke verstrickt, als ich Schussel die Rundnadel auskommen ließ und gerade noch sehen konnte, wie sie in der Ritze der Holzterrasse in die dunklen Tiefen darunter verschwand. Keine Chance, da wieder ranzukommen ... ich hätte ausrasten können. Zum Glück hatte ich noch eine "halbe" Rundstricknadel (eine Nadelspitze war ja kurz vorm Urlaub gebrochen) und ein Bambus-Nadelspiel in gleicher Stärke dabei ... in abenteuerlicher Konstruktion konnte ich weiterstricken – eine Reihe mit der Rundstricknadel, die nächste auf 5 Nadelspielnadeln verteilt. Spätestens da konnte ich die irritierten Blicke anderer Hotelgäste verstehen, wenn sie mich strickenderweise am Strand sahen ... *lach*

Habt ihr Lust auf weitere Berichte? Dann werde ich morgen abschließend noch ein bisschen was über Leben, Gewohnheiten und Natur auf Tobago und unsere Erlebnisse damit schreiben ...

Blick vom Pool zum Meer – dazwischen: der Abhang.
Blick zum Hotel(chen)
Der Strand bei auflaufender Flut

Sonnenterrasse am späten Nachmittag 

Strand bei fast voll aufgelaufener Flut
Vorwitziger Strandbewohner



Palmwedel

Hübsche Heckenpflanze – Art werde ich mal noch recherchieren müssen ...

5 Kommentare:

Hilda hat gesagt…

Hallo Andrea,

danke für diesen herrlichen Bericht. Du schreibst sehr schön!

Wetter nicht so toll, Apothekenpreise und das Essen auch nicht der Hit. Das größte Desaster war dann wohl das mit der Stricknadel :-) Da freut man sich auf daheim.... nicht wahr? :-)

Ich freue mich auf Deinen nächsten Bericht!

Liebe Grüße
Hilda

Roswitha K. hat gesagt…

... und wieder eine spannende Fortsetzung des Reiseberichtes. Die eindrucksvollen Bilder sprechen für sich. Da bekomme ich richtig Lust auf Urlaub.

Bin gespannt wie es weitergeht.

Liebe Grüße
Roswitha

Gitti ~ BriPaBären hat gesagt…

Hallo Andrea,
du solltest Reiseberichte schreiben!
Das war ja ein richtiger Abenteuerurlaub. Die Fotos sind wirklich wunderschön!!
Ich hoffe ihr habt euch trotz der mehr oder weniger großen Pannen gut erholt.
Liebe Grüße
Gitti

Kunzfrau hat gesagt…

Oh das mit dem Regen direkt vor dem essen kenne ich auch gut. So erging es mir mal in der DomRep. Pünktlich vor dem gang zum Essen stark einsetzender regen. Keine Chance die 20m zum Hotelrestaurant zurückzulegen! Außer, man möchte in direkter Folge ein zweites Mal duschen.

Trotz aller Pleiten in deinem Urlaub beliben die Bilder ein Traum. Nur ein bisschen schade, dass der Strand bei Flut nicht nutzbar war!

Freue ich schon auf den morgigen Bericht!

Gruß Marion

Sonja`s Gestricksel hat gesagt…

Die Bilder sind traumhaft schön.Aber wenn das Essen nicht schmeckt,ist der halbe Urlaub hin,jedanfalls für mich:)Aber ein richtiges Abenteuer habt ihr da erlebt und dann noch die Panne mit der Rundnadel..oh je...
LG Sonja