Sonntag, 27. Mai 2012

Salat ist nicht gleich Salat

Oder: Aus dem Alltag eines Gartenbau-Studenten.

Da ich immer mal wieder auf mein Studium angesprochen werde, dachte ich mir, vielleicht interessiert's ja andere auch und ich schreib' hier einfach ab und an mal etwas aus unserem Alltag – naja, zumindest über die für Außenstehende ganz interessanten Teile des Studienalltags ... ich nehme nicht an, dass BWL oder Präsentationstechniken von großem Interesse sind ... ;O)

Heute geht es hier also erst einmal um Salat. Genauer gesagt: um einen Versuch, den wir in 4-er-Teams anlegen und auswerten durften. Das Thema hieß korrekt: "Sortenvergleich von Minisalaten im Frühjahrsanbau im Freiland unter Vlies." Aufgabe war es, 4 vorgegebene Salatsorten anzubauen und verschiedene Erkenntnisse zum Wuchsverhalten, Farbe oder auch Tauglichkeit als Schnittsalat zu erarbeiten.

Los ging's (für uns) gleich nach Ostern: Die bereits im Gewächshaus vorgezogenen Salatpflänzchen sollten aufs Feld. Meine Gruppe hatte 4 rote Salatsorten zugeteilt bekommen: 'Multired',' Lioba', 'Teide' und 'Duplex', die schon als Setzlinge extrem unterschiedlich waren. Hatte 'Lioba' richtig schöne, feste Blätter, fiel 'Duplex' schon beim Anschauen fast auseinander.

Die Versuchsanlage erfolgte nach dem sog. "Lateinischen Quadrat" – d.h. in jeder Reihe musste senkrecht und waagerecht jede Sorte genau einmal vorkommen ("Mini-Sudoku" sozusagen ;O). Nachdem die theoretische Planung auf dem "Reißbrett", die Düngermengenermittlung und das Etiketten-Vorbereiten abgeschlossen waren, ging es raus. Und da hieß es nun, 16 Parzellen à 52 Salatpflanzen zu bestücken ... ja, pro Person etwas mehr als 200 Setzlinge. (Ich wollte nur anmerken: Salat pflanzen geht in die Beine. Vor allem, wenn man von Haus aus schnell ist und dann anderen Teams aushelfen "darf" und somit ca. 500 Setzlinge in gut 2 Stunden in den Boden gesetzt hat ... und so ein Muskelkater kann auch leicht mal 2 Wochen anhalten – war mir auch neu ...)

Danach durften die Pflanzen wachsen. In dieser Zeit haben wir natürlich öfter mal vorbeigeschaut, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist mit unserem Versuch, aber auch um sogenannte "Bonituren" durchzuführen. Sprich: Wir vergaben "Noten" zu verschiedenen Merkmalen wie Farbausprägung, Kräuselung oder auch Krankheiten (unsere Sorten hatten keine Krankheiten – das hat aber auch ein Feldhase spitz gekriegt und munter einige Köpfe der Sorte Lioba angeknabbert ...).

Letzte Woche war dann die große Ernte angesagt – für die Versuchsauswertung wurden jeweils die mittleren beiden Reihen ohne die endständigen Köpfe geerntet und gewogen. Es hat uns erstaunt, dass doch so große Gewichtsunterschiede zwischen den Sorten zu erkennen waren. Auch farblich waren die "roten" Sorten sehr unterschiedlich ausgeprägt: Von fast grün (Lioba) bis tief bordeauxrot (Multired) ging die Palette, wenn man die Anlagen anderer Studentengruppen noch mit einbezog, kam man auf eine Bandbreite von hellgrün bis fast schwarz-rot. Beeindruckend. Fand ich jedenfalls ...

Ja, und nun ist es unsere Aufgabe, verschiedene statistische Berechnungen mit den Werten und Gewichten anzustellen und einen sehr ausführlichen Versuchsbericht zu verfassen ... meinereiner darf sich in unserer Gruppe um die Berechnungen kümmern – ich bin dann also mal am PC ... ;O)

Ach ja, und das, was an Köpfen nicht für den Versuch gebraucht wurde, dürfen wir uns nun zum Eigenverbrauch holen – bei uns gibt's nun also jeden zweiten Tag eine riesige Schüssel leckersten Salat. Und was wir dann auch nicht selbst verbrauchen können (wären ja pro Person ca. 120 Salatköpfe ...), wird letztendlich von der Hochschule an die Tafel, die Behindertenwerkstätten und/oder das Kinderheim hier in der Umgebung gespendet.

So, das war jetzt viel Geschreibsel – und mich würde sehr interessieren, ob ihr so was gerne öfter lesen würdet ... wenn nicht, fänd' ich das nicht schlimm, ich würde mir die Schreiberei dann jedoch sparen ;O) Aber ein paar Fotos gibt es auch noch dazu – freilich nur die personen-freien ...

Unser lateinisches Quadrat – 16 Parzellen à 52 Salatpflanzen

Sorte 'Duplex' 
Sorte 'Lioba' – des Feldhasen Favorit ...

Sorte 'Multired' 
Sorte 'Teide' – mein persönlicher Favorit! 
für den Versuch abgeerntete Parzelle 
Das Feld nach der Versuchs-Ernte

Die aufs Wiegen wartenden Salate ... (die danach natürlich gewaschen und zum Verzehr aufbereitet wurden – weggeworfen wird nichts!)
Nachgewachsener Salat ... da wir 2-3 cm über dem Boden geschnitten haben, wächst der Salat nun von innen raus für eine weitere Ernte nach.


9 Kommentare:

Sonja`s Gestricksel hat gesagt…

Hallo Andrea,
da ich selber einen Gemüsegarten habe,interessiert es mich natürlich sehr.Wahnsinn...wie viele Sorten von Salaten es gibt.Dankeschön für deinen Bericht und ich würde mich auf Weitere sehr freuen!
Schöne Pfingsten!
LG Sonja

Ricolina hat gesagt…

Da finde ich es wirklich schade, dass ich keinen eigenen Garten habe!
...und ich bekomme doch tatsächlich Appetit auf Blattsalat *staun*

Frohe Pfingsten!

Gruß Andrea

Strickliesl hat gesagt…

Hallo Andrea,
Ich würde gern mehr davon lesen, weil es einfach spannend ist.
Ja ich habe auch einen Garten zwar nur klein und nicht als Nutzgarten geplant, aber es ist interessant die verschiedenen Aktivitäten in Deinem Studium zu verfolgen,
Ich bin dafür, mehr davon zu lesen.
Liebe Grüße,
Andrea

Amelie hat gesagt…

Melde mich auch als Interessent. Schreib bitte weiter!
LG Amelie

Roswitha K. hat gesagt…

Der Bericht ist für mich hochinterressant. Ich habe ja auch einen kleinen Garten, früher war mein Arten 2 Ar groß. In dem kleinen Garten kann ich allerdings bedauerlicherweise keinen Salat mehr anbauen, denn ich kann garnicht so schnell setzen, wie mir die Schnecken alles wegfressen und Schneckenkorn mag ich nicht streuen.

Bin schon sehr auf deinen nächsten Bericht gespannt. Du schreibst so spannend, du hättest auch Bücher schreiben können.

Liebe Grüße
Roswitha

Gitti ~ BriPaBären hat gesagt…

Das ist ja ein wirklich interessanter Bericht. Gerne mehr davon!
LG Gitti

Kunzfrau hat gesagt…

Also ich finde das sehr interessant. Habe von sowas nämlich überhaupt keine Ahnung. Was für viele verschiedene Balttsalate es gibt! Wirklich beeindruckend.
Ich würde gerne öfter was lesen!

Gruß Marion

Strickliesl hat gesagt…

Mich würde Interessieren was mit den Salaten passiert.
Werden die vernichtet - oder zb. für einen guten Zweck gespendet oder verkauft?

Liebe Grüße,
Andrea

Melly hat gesagt…

Superinteressant, liebe Andrea!
Bitte weiterschreiben und öfter solche Berichte bringen. :-D

Liebe Grüße und ((KNUDDLEZ))
Melly