Sonntag, 9. April 2023

Auf Tour in Südafrika

Oder: Die Barons waren im Urlaub. 

Als vor 3 Wochen plötzlich die Rede von Streik am Münchner Flughafen war, wurde es uns heiß ... genau am Streiktag wollten die Barons gen Süden fliegen. Und es kam auch, wie es kommen musste: Unser Flug am Donnerstag wurde im Laufe des späten Dienstags storniert, umbuchen war also angesagt. Als ob ich das im Vorfeld geahnt hätte, hatte ich schon mittwochs frei, so dass wir schon einen Tag eher losziehen konnten – mit ein wenig Hektik, aber alles noch ganz im Rahmen. 

Da der Mietwagen erst ab Freitag zu bekommen war, haben wir einen Ruhetag im Flughafenhotel in Johannesburg eingeschoben, was nach einer sehr schlafarmen Nacht im Flugzeug auch überhaupt nicht verkehrt war. 

Am Freitag führte uns der Weg erst mal eine ganz kurze Strecke vom Flughafen in Johannesburg zum Außenstadtteil Benoni, wo wir ein Zimmer in einem kleinen Boutique Hotel an einem See, der als Vogelschutzgebiet fungierte, in einem noblen (und damit auch sicheren ...) Stadtteil gebucht hatten. Und wie das bei Buchungen über einschlägige Internetportale so ist: Man bucht rein nach Bildern und dem einen oder anderen Kommentar, muss daher immer mit Überraschungen rechnen. 

Und hier wartete eine Überraschung auf uns, eine sehr positive nämlich: Das kleine Hotelchen entpuppte sich als supernobles Kleinod, wo wir einen gemütlichen Tag verbringen konnten. Um den See konnte man herumgehen, dabei viele, viele Hundert Vögel beobachten und die Ruhe inmitten einer turbulenten Großstadt genießen. Einzig das Wetter hätte ein wenig weniger herbstlich sein dürfen, aber alles kann man halt manchmal nicht haben. Das Tüpfelchen auf dem I war aber, dass wir auf Nachfrage abends im Haus bekocht wurden, frei nach dem Motto "Gegessen wird, was auf den Tisch kommt". Und das war exzellent. 

Am nächsten Tag ging die Fahrt dann weiter nach Graskop – ein zweitägiger Zwischenstopp in einem eher sehr rustikalen Gästehaus auf dem Weg in Richtung Krügerpark war angesagt. War die Unterkunft eher alternatives Gegenstück (einfach, aber tiptop sauber und mit super leckerem Frühstück!) zum Luxushotel zuvor, hatte auch dieser Stopp ein Schmankerl zu bieten. Tagsüber haben wir uns verschiedene Ecken rund um den Blyde River Canyon angesehen und tolle Aussichten genossen. Am Abend sind wir dem Tipp unseres Vermieters gefolgt und waren zum Essen im "Glashouse", einem kleinen, aber äußerst feinen und preisgünstigen Lokal mitten in Graskop. Abgesehen vom wirklich ausgesprochen guten Essen, war aber der Höhepunkt der beiden Lokalbesuche der alte Wirt. Ich sag's mal so: Kennt ihr den Butler James aus Dinner for One? Dann habt ihr eine Vorstellung vom geschätzt knapp 80-jährigen Wirt, der mit viel Humor und einem äußerst aktiven Schelm im Nacken seine Gäste überwiegend selbst bewirtete. Und wenn man auf seine alles andere als niveaulosen Sprüche und Späßchen einging, konnte man so richtig Spaß mit ihm haben. Was haben wir gelacht! 

Dann stand das große Highlight es Urlaubs auf dem Programm: Wir fuhren weiter in ein nicht ganz günstiges, aber absolut in jeder Hinsicht empfehlenswertes Hotel direkt an einem der Eingangstore zum Krügerpark mit einer Hotelterrasse direkt an der Parkgrenze mit ausgezeichnetem Blick auf den Sabie-River. Dort durten wir für die kommenden 4 Tage erneut ein unerwartet luxuriöses Zimmer, nein, eigentlich schon ein Appartment (ohne Küche) beziehen. 

Am nächsten Morgen stand gleich eine halbtägige Privatsafari auf dem Programm, zu der wir um 5 Uhr in der Früh mit einem Safariwagen abgeholt wurden. Nach ein paar nötigen Formalitäten konnte die Tour auch gleich richtig losgehen. Unser Fahrer ist nicht nur sehr umsichtig und sicher gefahren, sondern hatte nebenbei auch noch Zeit und Auge für viele, viele Tiersichtungen. Gemeinsam mit meinem in solchen Dingen wirklich ausgesprochen guten Auge konnten wir bei Traumwetter schaffen, um was uns im Nachhinein viele Menschen beneideten: In den 7 Stunden, die wir gemeinsam mit dem Wagen durch den Park zogen, konnten wir neben vielen anderen Tierarten vor allem auch die berühmten "Big Five" sehen: einige Löwen, einige Büffel, viele Elefanten, 4 Nashörner (sehr selten) und sogar einen Leoparden (noch viel seltener!). Sehen und natürlich fotografieren. Wir waren entsprechend am Nachmittag wirklich restlos begeistert. 

Die nächsten zwei Tage sind wir dann selbst mit dem Leihwagen stundenlang durch den 19.500 qkm großen Park gefahren und hielten Ausschau nach interessanten Tieren. Und wir hatten weiterhin viel Glück und jede Menge Tiersichtungen, wobei man natürlich schon dazu erwähnen sollte, dass man durchaus auch mal eine halbe Stunde fährt, ohne mehr als ein paar Vögelchen zu sehen. Man braucht also viel Zeit, ein wirklich gutes Auge und noch viel mehr Geduld. Aber wenn man das mitbringt, wird man belohnt. 

Und so haben wir in den 3 Tagen viele Elefanten, teils direkt an der Straße, teils weiter im Buschland verteilt gesehen. Dazu kamen mindestens genauso viele Zebras, eines sogar mit einem noch keinen Tag alten Baby, das kaum auf den eigenen Beinen stehen konnte, zahlreiche Giraffen, zumeist einzeln oder zu zweit, viele, viele Impalas, etliche Kudus, Warzenschweine, Buschschweine, Paviane, einige Wasserbüffel, Gnus, Typelhyänen und ein großer Schwarm Geier. Und dann waren da noch die ganz seltenen Tiere, die man nur mit ganz viel Glück sehen kann: ein Wasserbock, der gerade vor uns über die Straße gehen musste, sowie zwei Nyalas, die aufgrund ihrer interessanten Färbung früher sehr stark bejagt und fast ausgerottet wurden, und einzelne Nilpferde (eigentlich nur deren Köpfe, da sie immer irgendwo im Wasser lagen). 

Die Tour sollte dann weiter in Richtung Durban gehen, so dass zunächst einmal die Fahrt zu einem eintägigen Zwischenstopp bei "Amsterdam" auf dem Land anstand. Und wie schon gesagt: Man muss bei Internetbuchungen immer mit Überraschungen rechnen ... Erwartet hatten wir ein sehr hoch bewertetes Gästehaus auf einer weit abgelegenen Farm, angetroffen haben wir ein Häuschen, bei dem die Tür nicht wirklich abzuschließen war (und wenn, ging das Schloss in der Folge nicht mehr auf ...) und die Einrichtung wohlwollend als "Vintage" bezeichnet werden könnte. Wäre alles zwar nicht dem Preis gerecht geworden, aber annehmbar gewesen. Völliges k.o.-Kriterium war dann am nächsten Morgen aber das schlammige, braune Wasser, das nach ein paar Litern "sauberem" aus allen Leitungen kam. Nur gut, dass wir angesichts der nicht so wirklich vertrauenswürdigen Installation (Bad würde ich das nicht nennen wollen, wenn die Badewanne im Schlafzimmer, ein Waschtisch im Flur und eine Toilette ohne Tür ans Schlafzimmer angrenzend verteilt sind) schon im Vorfeld beschlossen hatten, auf eine ausgiebigere Dusche am Morgen zu verzichten. Da spielte es dann auch schon keine Rolle mehr, dass die Zutaten fürs Frühstück im Kühlschrank deponiert worden waren mit dem Hinweis, dass die Vermieterin am nächsten Morgen unterwegs sein wollte und wir doch bitte die Eier, Speck oder sonst was selber brutzeln sollten. Nun ja. 

Die größere Katastrophe kam dann aber auf der weiteren Fahrt in Richtung Durban. Zunächst stellte sich die eher große Landstraße als reine Schlaglochpiste heraus. Selbst bei langsamer Geschwindigkeit tauchten alle paar Meter Schlaglöcher – teils 1 m kreisrund im Durchmesser und 40 cm tief, am liebsten mehrere direkt nebeneinander! – auf, die mich sehr viel Konzentration und Nerven beim Fahren gekostet haben. Denn nicht nur ich musste die Löcher umfahren, sondern eben auch der gelegentlich auftauchende Gegenverkehr, was nicht immer ganz unproblematisch war. 

Dann kam es aber dicke: Wir erhielten vom bis zu diesem Zeitpunkt rund 600 km entfernten Hotel am Krügerpark die Nachricht, dass man dort im Zimmersafe unsere Pässe, Bargeld und Personalausweise gefunden habe. Uahahaha, der Schreck saß tief, porentief! Es stand dann im Raum, dass man uns die Sachen per Kurier nach Durban schicken wollte, was aber letztlich nicht ging, weil in Südafrika Bargeldversand gesetzlich verboten ist ... da war nun guter Rat teuer. Nach viel hin und her überlegen stand dann bald fest: Unsere geplante Tour musste umgestellt werden, damit wir irgendwie wieder zurück zum Krügerpark kamen. 

Also haben wir zunächst 3 Tage zum Faulenzen in Durban in einem erneut unerwartet extrem noblen Appartment verbracht und Großstadtluft geschnuppert. Ein weiteres Urlaubshighlight war das Meeresaquarium, das mit vielen liebevollen und stilechten Details in einem uralten, "verrosteten" Tanker eingerichtet war. Noch interessanter als die Tiere selbst war die Ausgestaltung des Museums. 

Tja, und statt der Weiterfahrt in die Drakensberge folgte dann der "Tag des Grauens", denn über 800 km, für die 11 Stunden eingeplant werden mussten, lagen vor uns, um von Durban wieder zurück ins Hotel am Krügerpark zu fahren. Nachdem uns von der etwas kürzeren Strecke aus Sicherheitsgründen abgeraten worden war, lief dann auf der sichereren Alternativroute alles wie am Schnürchen. Und nach anstrengenden 11 Stunden kamen wir heil, was beim landesüblichen Fahrstil (wir haben sehr, sehr schwere Unfälle gesehen und uns nicht drüber gewundert ...) nicht selbstverständlich ist, erneut im Hotel am Krügerpark an, wo wir zwei weitere Nächte gebucht hatten. Und auch wenn unsere Rückkehr nicht ganz freiwillig war, hat man uns mit Sekt, Häppchen und Obst am Zimmer gebührend zurück begrüßt. Und am Abend bekamen wir dann weitere positive Nachrichten: Die beiden stornierten Hotels zahlten uns den vollen Zimmerpreis trotz abgelaufener Stornofrist zurück. Glück gehabt!

Nun, und dann haben wir eben aus der Not eine Tugend gemacht und sind am folgenden Tag noch einmal zum Tieregucken gefahren, bei Traumwetter mit Bilderbuchhimmel, was noch einmal ideal war für viele sehr schöne Fotos. Und mein größter Wunsch erfüllte sich auf den letzten Metern kurz vor dem Verlassen des Parks dann tatsächlich auch noch: Ich wollte doch so gerne eine Gruppe von Giraffen sehen und plötzlich kamen da 6 Giraffen aus dem Busch, wechselten vor uns die Straßenseite und blieben dort im Busch zum Fressen an Sträuchern und Bäumen stehen. Was hab' ich mich da gefreut!

Zum Abschluss haben wir noch einmal zwei Tage im kleinen Hotelchen am See in Benoni verbracht. Dort hatte ich bei wunderbarem Wetter dann viel Zeit zum Stricken und Lesen, bevor es wieder ins kühle Deutschland zurück ging. Reibungslos, man mag es kaum glauben. 

Alles in allem haben wir trotz der kurzzeitigen Tiefschläge einen traumhaften Urlaub verbracht, der wie das Land selbst aus vielen Gegensätzen und Extremen bestand. Natürlich muss man in Südafrika einige Sicherheitsvorkehrungen treffen, sollte manche Gegenden ganz meiden, in manchen zumindest mit dem Auto nicht anhalten (da stehen sogar offizielle Schilder am Straßenrand mit dem Hinweis "Hotspot of Crime, don't stop!" ... sehr traurig) und abends möglichst nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr unterwegs sein. Weder mit dem Auto (Lichtverhältnisse, Straßenverhältnisse und alkoholisierter Zustand vieler Autofahrer, technischer Zustand vieler Autos etc.), noch zu Fuß. Trotz allem waren wir – außer im Straßenverkehr, vor allem wenn LKWs mit ins Spiel kamen – nie in einer unangenehmen oder kritischen, gefährlichen Situation und haben aus allem einfach immer das Beste gemacht frei nach dem Motto: "Andere Länder, andere Sitten (und Arbeitsgeschwindigkeiten ... ;O)". 

Und jetzt: Achtung, Bilderflut!

Pinnacle Rock

Blyde River Canyon

Lisbon Falls

Blick von der Hotelterrasse – ein Glücksfall

Zebrababy in der Nacht zuvor geboren

"Flying Banana"

Breitmaulnashörner – 3 große, ein kleines

Impala-Weibchen

Kudu-Pärchen


Tüpfelhyänen



Wasserbock






Nyala

uShaka Sea World








1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für deinen schönen Reisebericht. Weckt bei mir Erinnerungen an unsere organisierten Ferien in Südafrika anno 1997.
Liebe Grüsse Annette