Es war hier wieder ein paar Wochen sehr ruhig, was zum einen an sehr, wirklich sehr viel und chaotischer Arbeit und im Anschluss an 2 Wochen wohlverdientem und höchst genossenem Urlaub lag. Ja, die Barons sind mal wieder in die große Welt hinaus gezogen, um ein weiteres, lange auf der Liste stehendes Wunschreiseziel endlich zum ersten, aber ganz sicher nicht zum letzten Mal zu bereisen: Costa Rica.
Wie immer hatte der Herr Baron im Vorfeld sehr, sehr viel Zeit darauf verwendet, bezahlbare Flüge (wichtig: ohne Zwischenstopp in den USA, was gar nicht so leicht zu finden ist!) zu buchen, dann eine für uns möglichst passende, individuelle Reiseroute zu planen und schließlich 5 Unterkünfte zu buchen, die uns möglichst vielfältige Ausflüge in ganz unterschiedliche Regionen Costa Ricas ermöglichten. An oberster Stelle standen hier die Nationalparks, die wir füßlings unsicher machen und der Natur auf der Spur durchwandern wollten.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Er hat ganze Arbeit geleistet.
Nachdem wir am Flughafen von San José, der Hauptstadt unseres mittelamerikanischen Reiseziels, unseren gemieteten Allrad-Geländewagen in Empfang genommen hatten, führte uns der Weg gleich ganz schnell aus der Großstadt hinaus und ins wenig besiedelte nördliche Hinterland an die Hänge des Vulkanes Poás. Steil bergauf verlief die leicht schlaglöchrige Schotterstraße, bis wir auf knapp 2200 m unser Ziel erreichten. Äh, wie, diese Blechdachhütte? Konnte doch nicht sein, das konnte doch nicht die gebuchte Unterkunft sein?! Tja, ein kleiner Junge, den ich mit meinem spärlichen Spanisch dann ein Haus weiter nach der Lodge fragte, bestätigte unseren Verdacht ... ich gebe zu, im ersten Moment waren wir ein wenig, sagen wir mal, irritiert. Aber wir hatten ja keine andere Wahl, da waren ja nur 4, 5 Häuser und der nächste Ort etwa 15 km Schotterstraße bergabwärts.
Beim Eintreten eröffnete sich uns aber gleich ein ganz anderes Bild als von außen: Eine Art Alm, rustikal mit Sofas mit vielen Decken und Kissen direkt vor einer über die gesamte Hausbreite reichenden Fensterfront eingerichtet, lud die Gäste zum gemütlichen Verweilen mit einem "1.ooo.ooo-Dollar-Blick", wie es der Herr des Hauses nannte, ein. Wow! Wir wurden unglaublich freundlich empfangen und ins zwar sehr rudimentär und einfach eingerichtete, aber blitzblank saubere Zimmer geführt. Vor dem Fenster: Derselbe Blick wie von oben und Kühe. Ein bisschen, ein klitzekleines Bisschen kam ich mir dann doch erst mal vor wie im Urlaub in den Alpen, zumal die Temperaturen von ca. 15 Grad und das hereinziehende Unwetter ebenfalls nicht unbedingt an einen Tropenurlaub erinnerten. Nun gut, eine Nacht, dann sollte uns die Fahrt ja auch gleich weiter führen.
So weit ab von jeglicher Zivilisation standen uns nun auch nicht viele Möglichkeiten der Essensaufnahme zur Auswahl: Wir konnten 20 km den Berg im inzwischen Stockfinsteren wieder hinunter fahren, oder vielleicht besser "hoppeln", oder – hurra! – direkt im Haus essen. Und wider Erwarten wurde uns ein sensationell gutes Mahl serviert: Reis mit ganz viel Gemüse, Hühnchen, gebratener Banane, Avokado-Chutney, leckerer Salat ... das hat fürs Erste die anfängliche Enttäuschung mit einem Schlag wett gemacht. Mindestens genauso entschädigend war auch das Frühstück am nächsten Morgen, als uns je nach Wunsch ein dickes Omelett, das der Herr Baron ja so liebt, sowie zwei ganz dicke, superluftige Pancakes (Pfannkuchen) mit Honig und ganz viel Obst serviert wurde. Lecker!
Da der Vulkan derzeit gerade Aktivitäten zeigt, war die für den Morgen geplante Wanderung zum Vulkankrater leider nicht möglich. Sehr schade, denn so etwas haben wir noch nie so von Nahem gesehen. Aber hilft ja nichts. Also ging es mit dem Auto wieder bergab und auf zur nächsten Station: Das Hotel Casa Luna in La Fortuna am Fuße des nächsten Vulkans, des Arenal, war unser Ziel.
Kontrastprogramm: Mit jedem Kilometer Fahrt stieg die Außentemperatur an, so dass wir bei unserer Ankunft in einem kleinen, aber äußerst feinen Hotel mit wunderschönem tropischem Garten ganz schön ins Schwitzen kamen. Und da war sie, die erwartete tropische Flora mit Helikonien, riesigen Bäumen, Bananenstauden ... yeah! Der erste Blick in unser "Zimmer", das sich im Grunde als komplettes, weitläufiges Appartment herausstellte, ließ uns große Augen machen. Das hatten wir nun nicht erwartet. Und das Beste: ein großer Balkon, von dem man direkt auf den Vulkan sowie einen riesengroßen Nachbarsgarten blicken und dem unglaublich lauten Tierleben ringsherum lauschen konnte. Während tagsüber Tausende von Vögeln, naja, vielleicht waren es auch nur Hundert, in allen Tonlagen lautstark zwitscherten, übernahmen bei einbrechender Dunkelheit am Nachmittag die Frösche die akustische Bühne, aber wie!
Einer stimmte in einem immer währenden oink-oink ein, worauf der nächste mit tieferer Stimme woop-woop und ein weiterer mit boack-boack einstimmten. Ein Vierter warf so dann und wann und völlig ohne Vorwarnung seinen Mini-Presslufthammer an, den er auch genauso abrupt wieder ausschaltete. Am meisten amüsierte uns aber der letzte, hihi, der alle paar Minuten immer ganz blöde mit seiner Bassstimme ein "urgärgh" dazwischen rülpste. Im ersten Moment hatte ich doch tatsächlich die Gäste am Balkon unter uns im Verdacht, aber nein, es war ein Froch *lach. Und wenn die Frösche dann irgendwann in den früheren Morgenstunden ausreichend Laut gegeben hatten, übernahmen schließlich die lautesten Gesellen der Gegend das Szepter: eine Horde Brüllaffen in den den Bäumen ganz in der Nähe. Die haben ein Mordsgeschrei vollführt, bellende Nachbarshunde sind ein Witz dagegen.
Natürlich wurde hier gewandert – nun ja, man könnte es auch ausgiebige Spaziergänge nennen, wobei die Anstrengung auf den teilweise ganz ordentlich bergauf und -ab führenden Pfaden durch die tropischen Wälder durchaus auch nach nur 3 Stunden Bewegung der eines Tagesmarsches in der Ebene oder bei weniger hohen Temperaturen in nichts nachstand. Auf diese Weise bekamen wir neben den weniger agilen Pflanzen auch vieles aus der äußerst vielfältigen und bewegungsintensiven Fauna zu sehen. Neben bereits erwähnten Vögeln aller Art, darunter auch wunderschöne Tukane, gab es all überall Echsen jeder Art und Größe. Und dann gab es direkt noch ein paar Schmankerl: Vom Rascheln in ein paar Bromelien im Baum aufmerksam gemacht, konnte ich plötzlich direkt über uns einen Nasenbären entdecken, der sich überhaupt nicht von uns stören ließ und mit großer Ausdauer sämtliche Aufsitzerpflanzen nach Insekten und Kleingetier absuchte. Jaaaa, und dann war da noch das Faultier, das es in Costa Rica ja – angeblich – zuhauf geben soll und nach dem ich den ganzen Urlaub lang suchte und suchte. Ich wollte doch sooooo gerne eines in freier Wildbahn sehen. Aber leider müssen wir halt doch noch mal hinfahren, denn außer einem einzelnen Exemplar, das man uns am Rande eines privaten Naturschutzprojektes im Baum zeigte, konnte ich um die Burg keines finden. Sehr, sehr schade!
Da wir morgens stets sehr früh aufstanden und spätestens um 7 Uhr beim Frühstück saßen, unternahmen wir stets am Vormittag, solange es noch "kühler" und vor allem menschenleerer war, unsere Touren und legten dann ab Mittag die müden Füße hoch, um zu faulenzen, lesen und stricken (also, nur ich, der Herr Baron verzichtete freiwillig auf diese Art der Freizeitgestaltung ;O). Und meistens konnte ich meinen Hintern dann doch nicht nur auf einer Liege halten und zog im Laufe des Resttages mindestens noch einmal für eine Stunde mit der Fotokamera los, um die schier endlosen Motive in Fauna und Flora möglichst alle irgendwie einzufangen. Das war ja schon fast Stress, kann ich euch sagen!
Dementsprechend kamen wir mit knapp 800 Fotos zurück ... den ersten Schwung zeige ich euch zur Belohnung fürs Lesen meines langen Romanes gleich jetzt. Und in den nächsten Tagen geht es hier dann weiter mit Teil 2 unserer Reise, den wir auf einer Hacienda irgendwo im Nirgendwo verbrachten. Und von einer extrem abenteuerlichen Autofahrt gibt es auch noch zu berichten ...
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