Montag, 4. November 2019

Ich wollte doch Fische gucken.

Oder: Ab auf die Malediven!

Wie bereits angekündigt, ging es nach der einwöchigen Rundreise durch Sri Lanka noch für weitere 2 Wochen auf die Malediven. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen vor 4 und 12 Jahren (meine Güte, wie doch die Zeit vergeht!), hatten wir uns erneut für die Insel Filitheyo entschieden und fanden das Hotel und den damit einhergehenden Service und und die Halbpensions-Verpflegung in wie erhofft sehr gutem Zustand wieder vor. Daran gab es auch im Nachhinein wirklich nichts zu mäkeln.

Die Anreise verlief völlig problemlos. Auch wenn es zunächst laut Anzeigetafel am Wasserflughafen nicht so ausgesehen hatte, ging unser Weiterflug von Malé mit dem winzigen, 14-sitzigen Wasserflugzeug recht zeitnah ab, so dass wir bereits zur Mittagszeit unseren kleinen Bungalow bezogen und die Schuhe für die nächsten zwei Wochen in die Ecke verbannt hatten. Auf Filitheyo kann man barfuß gehen, immer und überall, selbst zum Essen am abendlichen Buffet. Naja, man kann auch Schlappen anziehen, muss man aber wirklich nicht.

Fast als hätten sich die Wettergötter über dem Indischen Ozean abgesprochen ... schüttete es dann am Nachmittag wieder wie aus Kübeln. Und um es gleich vorweg zu nehmen: In den insgesamt 3 Wochen Urlaub hatten wir sage und schreibe genau 3 Tage ohne jeglichen Niederschlag. Zwei, drei Tage gab es nur ein paar lächerliche Tropfen bis leichtem Niesel, ansonsten ... ja, ihr wisst schon, die Sache mit den Kübeln. Trotz allem gab es immer wieder Sonnenschein oder zumindest Regenpausen, in denen man schnorcheln gehen konnte, ohne auch von oben nass zu werden. Allerdings hatte das teilweise dann doch durchwachsene Wetter gelegentlich starke Strömungen im Meer zur Folge, die jede Menge Krill, Sand und sonstige Kleinstpartikel mitbrachten und so die Sicht bis hin zum Blindschnorcheln trübten. Somit mussten die eher selteneren sonnigen Phasen ausgiebig zum Fische-Gucken und -Knipsen genutzt werden.

Und das habe ich dann auch zunächst ausgiebig getan. Nach genau einer Woche bekam ich am Sonntagnachmittag jedoch rechtsseitig leichte Ohrenschmerzen. Naja, zunächst eher einen Druck im Ohr, der sich bis zur Nacht dann zu heftigsten Schmerzen und dem Gefühl, einen innerlich zugeschwollenen und in Kürze explodierenden Kopf zu haben, weiterentwickelte. Als ich dann beim Frühstück nach der schmerzbedingt nahezu komplett durchwachten Nacht kaum noch den Mund öffnen konnte, um meinen Tee zu trinken – an das Kauen festerer Nahrung als Joghurt war gar nicht zu denken! – war klar: Ich brauche einen Arzt. Selbiger kam auch pünktlich zur ab 9 Uhr an der Tür der "Clinic" angekündigten Sprechstunde mit Flip-Flops und Schlapphut angewackelt. Optisch eher einem Botaniker oder Schmetterlingsfänger ähnlich, hatte er in seinem Kabüffchen (die Bezeichnung Clinic war ungefähr so übertrieben für die Besenkammer, wie das Geklapper von Küchengeschirr als Musik zu bezeichnen ...) schnell die Diagnose zur Hand: Ich hatte vom Schnorcheln ein mittelprächtiges Barotrauma (ein Schelm, der hier ein N zu viel einbaut ...!), sprich: Der Druckausgleich im Ohr und den anhängenden Hohlräumen hatte aus unerfindlichen Gründen irgendwie nicht funktioniert, so dass mein Trommelfell schließlich umgestülpt wurde (aber zum Glück nicht gerissen). Eigentlich eine typische Taucherkrankheit, kann man aber auch vom Schnorcheln kriegen (q.e.d.). Wieder was gelernt. Den Hinweis: "It's a really painful thing. Many guests don't sleep more than an hour per night because of it ..." [das ist eine schmerzhafte Sache. Viele Gäste können damit kaum mehr als eine Stunde nachts schlafen ...]  hätte er sich sparen können, das wusste ich bereits.

Das Schlimmste daran – neben besagter Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte und damit einher gehender Halbtaubheit, später nahezu Kompletttaubheit, weil auch das andere Ohr irgendwann solidarisch zumindest mit Anschwellen und leichteren Schmerzen mitmachte – war aber: Ab jetzt durfte ich nicht mehr zum Schnorcheln gehen. Ich hätte heulen können (um ehrlich zu sein: Das hab ich auch etwas später nachgeholt), denn das grenzte an seelische Grausamkeit. Ich kam mir buchstäblich vor wie der Hund, der vor einem Tisch voll Wurst und Fleisch angebunden ist und nur sehnsüchtig die Objekte seiner Begierde von Weitem anschmachten kann. Dass ich somit am restlichen Urlaub weniger Freude hatte, muss wohl nicht ausführlicher erwähnt werden, auch wenn die stärksten Schmerzen, die auch durch entsprechende Schmerzmittel in den ersten beiden Tagen nicht einzudämmen waren, nach drei Tagen fast schlagartig nachließen und ich die "unerwartet freie Zeit" ;O) für andere Dinge wie beispielsweise stricken und lesen nutzen konnte. Ja, ich habe in kleineren Dosen wieder ein wenig gestrickt und es gibt demnächst wenigstens etwas Kleineres zu zeigen.

Etwas Lustiges muss ich aber dann doch noch erzählen. Ausgerechnet, als ich mich mit den Schmerzen herumquälte, hatte der Herr Baron Geburtstag. Einen runden noch dazu. Das geplante, vom Hotel gestiftete abendliche Dinner am Strand musste mangels Kaufähigkeit meinerseits abgesagt bzw. aufs Urlaubsende verschoben werden, so dass wir wie jeden Abend unseren Tisch im Buffet-Restaurant aufsuchten. Der wiederum war dann aber wirklich extra herausgeputzt. Nicht nur, dass plötzlich eine weiße Tischdecke aufgetaucht war, nein, selbige war auch noch kunstvoll flächendeckend mit Blüten ausdekoriert worden. Daran, dass da eventuell auch noch Teller ein Plätzchen brauchen könnten, hatte keiner gedacht. Man hatte sich aber wirklich extra Mühe gegeben. Und um es vorweg zu nehmen: Auch unser Bett war bei unserer Rückkehr nach einem netten Abend mit einem schwäbischen Paar in der Bar mit Blüten verziert worden ...

Aber ich wollte ja etwas Lustiges erzählen: Wir waren also dann irgendwann mit dem Essen fertig, das obligatorische, selbstgemachte Eis war verputzt (das musste ich ja nicht kauen ...) und wir wollten die Quittung gegenzeichnen, was unser Stamm-Kellner auch schon registriert hatte. Plötzlich kam selbiger, ein wahnsinnig netter, sympatischer und routinierter Kellner aus Bangladesh, mit einem Kollegen im Schlepptau und einem Teller mit einer kunstvoll verzierten Schokotorte in Händen um die Ecke. Diese Kuchenplatte landete vor Herrn Baron, nicht ohne zuvor noch drei Kerzen darauf anzuzünden. Und dann folgte das erinnerungswürdigste Geburtstagsständchen aller Zeiten. Nach dem Anzählen "One, two, three ..." krähten die beiden in bester Sängerknabenhaltung (die Wiener Sängerknaben wären vor Neid erblasst!) und aus vollster Brust und Überzeugung ein mindestens dreistimmiges Lied. Mindestens. Und wären die beiden nicht wirklich so absolut textsicher gewesen (ich wünschte, meine Chorsänger könnten alle immer ihre Texte so sicher auswendig!), hätte man wohl eher nicht erkannt, dass es sich um das weltweit bekannte "Happy birthday to you" handelte ... Ich schwöre, mir kamen fast die Tränen vor unterdrücktem Lachen und eines ist gewiss: Allein für den Mut, zu zweit im Brustton der Überzeugung solch ein Ständchen vor einem gut gefüllten Lokal zum besten zu geben, hatten sie den daraufhin aufbrandenen Applaus redlich verdient.

Die wider Erwarten gar nicht pappsüße, sondern wirklich extrem leckere Schokotorte wanderte dann gleich in unsere Minibar im Zimmer und wurde in den folgenden Tagen Stück für Stück genossen. Bis zum letzten Abend des Urlaubs konnte ich dann auch wieder fast schmerzfrei kauen, so dass auch das Galadinner am mit Kerzen beleuchteten Strand und mit Meeresrauschen um die Beine einen versöhnlichen Abschluss eines nicht immer ganz glücklich verlaufenen Urlaubs bildete. Lecker war's!

Ja, und auch wenn ich nur etwa 4 Tage Zeit hatte, um die von mir so heiß ersehnten Fische-Fotos zu schießen ... über 1200 Stück waren es dann doch, die ich in der zweiten Urlaubshälfte in aller Ruhe auf der Veranda sitzend durchsortieren und aufbereiten konnte. Denn: Knapp die Hälfte der Fotos war von Haus aus der "Delete"-Taste gewidmet, da sie verursacht durch unkontrolliertes Schaukeln des Fotoapparatbedieners an der Wasseroberfläche gnadenlos verwackelt waren. Gelegentlich fragte ich mich auch, was ich da wohl hatte fotografieren wollen, denn ich konnte beim besten Willen nichts mehr finden, das als Motiv hätte herhalten können. Die eine oder andere verwackelte Schwanzflosse am wahlweise oberen, unteren, rechten oder auch linken Bildrand wiederum war Beweis dafür, dass Fische halt doch extrem wendig sind und gewitzter abhauen können, als man manchmal so denkt. Und besagte Strömungen mit Schwebepartikeln im Wasser und damit einhergehendem Nebel taten teilweise zudem ihr übriges. Aus den am Ende für ansehenswert und akzeptabel befundenen 800 Fotos hier nun eine kleine Auswahl meiner Lieblingsmotive:






Ein Fisch namens Sue ;O)



Mein Liebling unter den Riff-Fischen: Ein Igelkofferfisch mit seinen riesigen, lieb guckenden Augen. 

Calamari sind definitiv leichter zu essen als zu fotografieren. So schüchtern. 


Mein absolutes Lieblingsfoto. 












Gestatten: Susi, Masken-Igelkofferfisch. 

1 Kommentar:

Sheepy hat gesagt…

EInfach nur traumhaft... schwärm
Lieben Inselgruß
Kerstin