Oder: Eine lange Bahnfahrt stand bevor …
Wie heißt es so schön: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ich habe ja schon häufiger von unseren Reisen erzählt, aber dass ich mal über eine Dienstreise nach Bonn berichten würde, hätte ich ja nicht gedacht.
Vor drei Wochen fiel mir also am Donnerstag siedend heiß ein, dass ich am Dienstag darauf eine lange Bahnfahrt von München nach Bonn vor mit hatte und ich da etwas „hirnfreies“ zu Stricken brauchte, da meine Chefin noch diverse Dinge auf der Fahrt besprechen wollte. Alles, was zu der Zeit angestrickt war, taugte nicht: zu viele Knäuel auf einmal, zu aufwändiges Muster … Also habe ich mir ein sehr gut abgelagertes Garn aus dem Keller gefischt und schnell entschlossen einen Rundpassenüberwurf mit einem Chart von einer russischen Internetseite angenadelt.
Bis zur Reise war die Musterpasse fertig, so dass ich im Zug gedankenfrei glatt rechts rundeln konnte. Auf der Hinreise kam ich - dank ausgefallenen ICEs und dadurch längerer Fahrt im Eurocity - gut voran. Noch besser ging es allerdings auf der, *räusper*, schnuckeligen Heimfahrt. Da hat sich die Bahn nämlich wieder einmal selbst übertroffen.
Aber von vorne: Um nach der Tagung mit meiner Chefin, die einen Folgetermin im Fränkischen hatte, noch etwas nachkarteln zu können, hatte ich einen Zug über Würzburg nach Nürnberg und weiter nach Hause in den Nachbarort gebucht. Schon im Vorfeld bekam ich die Info per Mail, dass ich einen Teil der Strecke gegen Ende der Reise wegen einer Bahnhofssperrung (Baustelle) eine Stunde lang im Schienenersatzverkehr zurücklegen müsse. Dadurch war also die Zugbindung an das Ticket aufgehoben und ich suchte mir eine Rückreise über Mannheim - Stuttgart - München aus. So weit, so gut.
Als ich am Heimreisetag dann am Bahnhof in Bonn ankam, stand da an der Anzeigetafel, dass mein neu gewählter ICE ersatzlos ausfiele. Huahahahaaaaa! Der zuerst gebuchte Zug war weg, also musste ich eine neue Route wählen, was für mich als selten Bahnfahrer echt ein Problem darstellte. Mithilfe des Herrn Barons am PC daheim, musste ich am Telefon feststellen, dass die Chancen, noch an jenem Tag nach Hause zu kommen quasi minütlich schwanden: Ein möglicher Zug fiel ebenfalls aus, ein weiterer hatte so viel Verspätung, dass ich in Stuttgart gestrandet wäre, wieder ein anderer fiel aus, weil der Anschusszug ausfiel … zu guter Letzt fanden wir eine Verbindung, die zwar als stark gebucht angegeben wurde (welch Wunder!), die mich aber via Köln nach Mannheim und weiter Richtung München bringen sollte, wo ich dann noch zu uns raus aufs Land kommen sollte. Also habe ich zunächst nach einer Stunde Stricken am Bonner Bahnhof den Zug nach Köln bestiegen.
Ich hatte sogar Glück und bekam ein freies Abteil … bis auch noch eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern reinkam. Jetzt muss ich sagen, dass ich weniger gestresst und von der Situation nach zwei anstrengenden Tagungstagen zum Thema Unkraut in Heil- und Gewürzpflanzen die beiden Kleinen echt nett gefunden hätte. Sie waren friedlich und Mami kam auch der Bitte, ein Buch vorzulesen gleich nach. Tja, aber da war der Haken: Das Buch begann mit „Der Bauer fährt mit der Sämaschine aufs Feld. Die Sämaschine macht eine Furche, in der die Samen abgelegt …. uahahaaaaa genau das hatte ich zwei Tage lang gesehen, gehört, diskutiert … Volltreffer.
In Köln konnte ich mit wenig Aufwand in den Zug nach Mannheim umsteigen … bis eine völlig überforderte Mutti mit 4 weniger gut erzogenen Zöglingen in den Wagen kam und sich aufführte wie die Axt im Walde. Ich war nicht die einzige, die am liebsten die „Dame“ in hautengen Leggins mit kurzem Rüschenblüschen in Größe 50 samt Nachwuchs nach draußen komplimentiert hätte. Von den MacDoof-Pommes verschmierten Händen und bappigen Colafingern, mit denen das Kind neben mir herumhampelte, mal ganz zu schweigen … ich wollte da rauuuuus!
Nun gut, immerhin habe ich den Anschluss in Mannheim erreicht (aber nur weil dieser gut 20 Minuten Verspätung hatte). Aus der zuvor gemachten Erfahrung gelernt, recherchierte ich in der Wartezeit am Bahnsteig in der Bahn-App, wo beim Folgezug der Ruhebereich zu finden sei. Dort stellte ich mich hin (und registrierte leicht frustriert weitere Familien mit Kleinkindern …). Da nun aber ein anderer ICE Richtung Stuttgart nun als ausgefallen angezeigt war, kamen noch viele, viele Passagiere mehr auf „meinen“ Bahnsteig, hurra. Ich hatte dann beim Einsteigen tatsächlich Glück, bekam einen Sitzplatz im Ruhebereich und eine sehr feine, ruhige Sitznachbarin. Glück gehabt, zumal die kleinen Kinder von ihren (asiatischen) Eltern sehr gut betreut und zum leisen Kichern angehalten wurden. Das war so nett, dass ich teilweise sogar mitgrinsen musste, auch wenn ich gar nicht wusste, warum die Kleinen gerade in sich rein kicherten. Ab Stuttgart war der Zug dann auch halb leer, so dass ich irgendwann in München den erhofften Anschluss erreichen konnte und mit gerade mal 3 Stunden Verspätung am Bahnhof ins Auto steigen konnte.
So, lange Rede … so lästig die Fahrt auch war und so viele Nerven mich das auch gekostet haben mag, gestrickt habe ich eine Menge. Und da nach Ende des Körpers noch so viel Garn über war, habe ich kurzentschlossen noch Ärmel angestrickt.
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