Oder: Gerade noch rechtzeitig ...
Wie neulich schon angedeutet, waren die Barons mal wieder auf Fernreisen. Und dieses Mal hatten wir mehr Glück als Verstand, denn zwei Wochen später hätte unsere Rückreise womöglich gar nicht mehr oder zumindest nicht mehr so unkompliziert stattfinden können.
Dieses Mal hatte es uns in eine uns noch unbekannte Ecke Malaysias verschlagen: Wir waren in der Provinz Sabah auf der Insel Borneo. Und dort wiederum waren wir irgendwo im Nirgendwo in einem zumindest früher mal sehr luxuriösen Hotel mit angeschlossenem Golfplatz. Nein, Golf spielen wir nicht, aber anzuschauen war dieser wunderschöne, riesige Platz dennoch. Schade, dass man da nur ganz früh morgens mal einen "halberlaubten" Spaziergang durch machen konnte, später waren dann fliegende Bälle unterwegs und denen sollte man nun nicht zu nahe kommen.
Weniger gut in Schuss war der Rest des Hotels. Als die auf etwa 20 ha ausgerichtete Anlage vor gut 20 Jahren gebaut wurde, war das garantiert mal ein 5-Sterne-Schuppen allerallererster Güte. Leider wurde in den vergangenen Jahren aus verschiedensten Gründen kaum noch etwas investiert, vieles war in die Jahre gekommen und an so mancher Stelle musste man einfach mal ein Auge zudrücken. Es war halt kein 5-Sterne-Hotel mehr. Aber: Überall sehr sauber, das Personal war unglaublich herzlich-freundlich und Essen und Trinken (zumindest alkoholfrei) relativ günstig und richtig gut. Das alles hat sehr, sehr vieles wieder wett gemacht.
Nachdem zum Zeitpunkt unserer Anreise bereits kaum noch Chinesen verreisen konnten, waren auch auf Borneo nur noch wenige unterwegs. Und da unser Hotel zu über 90 % von Asiaten, in der Hauptsache Chinesen und Koreanern, lebt, waren da kaum noch Touristen im Hause. Nach wenigen Tagen waren von den etwa 800-1000 Betten der riesengroßen Hotelanlage mit Bungalows und ganzen Häusern nur noch maximal 50 bis vielleicht am Wochenende dank Hochzeiten von Einheimischen mal kurzfristig 100 Betten belegt, fast ausschließlich von Europäern.
Für uns hatte das den einen oder anderen Nachteil, denn aufgrund der fehlenden Gäste wurden natürlich auch etliche Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten oder auch Restaurants eingestellt. Und da wir so weit weg von der restlichen Zivilisation waren, mussten wir dann eben auf die beiden restlichen Lokale – einmal der Grill (Pizza, Nudeln, Burger) und einmal der Chinese (geniales Essen!) – zurückgreifen. Oder doch mal rausfahren, aber dazu später mehr.
Wir hatten aber auch Vorteile: So göttliche Ruhe hatten wir nicht erwartet. Uns standen über 5 km herrlichster Strand fast allein zur Verfügung, denn in dieser Bucht gab es nur dieses eine Hotel. Beim Spaziergang am Strand ist man vielleicht mal ein, zwei anderen Gästen begegnet. Oder halt Krabben. Oder Kranichen. Oder auch mal Fischottern ... ja, tatsächlich, ich habe einmal eine ganze Gruppe Fischotter getroffen. Und ich weiß nicht, wer in dem Moment mehr erschrak – ich oder die Otter. Auch ansonsten habe ich mich häufiger mal am Gelände "herumgetrieben" und viele, viele Fotos gemacht. Auch von leider nicht so schönen Ecken des kleinen, abgeschiedenen Paradieses.
Auch am Pool war es häufig herrlich leer. Tagelang waren wir zu zweit an und in einem großen Pool, gelegentlich kamen mal zwei, drei andere Gäste dazu. Oder auch mal Makaken. Ja, da das Hotel am Rande des Dschungels lag, kamen da auch ab und an verschiedene Tiere vorbei. In erster Linie waren das jede Menge verschiedenster Vögel – Eisvögel, Bienenfresser und sogar Nashornvögel! –, gelegentlich aber eben auch Affen. Und die waren ganz schön gerissen: Touristen haben sie nur mal angeschaut, aber sobald jemand vom Personal, erkennbar an den einheitlichen Jackets, um die Ecke kam, sind sie geflitzt, so schnell konnte man kaum gucken. Regelmäßig sind uns auch Warane jeder Größe über den Weg gelaufen, äh nein, gehatscht, eilig hatten die es ja nun wirklich nicht. Am liebsten lagen sie eh am Rande der zahlreichen Teiche und kleinen Seen am Hotelgelände und ließen Touristen Touristen sein.
Nun ja, und da wir natürlich trotz aller Abgeschiedenheit die zu diesem Zeitpunkt gerade mal anlaufende Bedrohung durch das neue Virus mitbekommen haben, haben wir uns auch tatsächlich seit langem zum ersten Mal fast ausschließlich am Hotelgelände aufgehalten und auf Ausflüge gerade zu Märkten und in Städte verzichtet. Allerdings waren wir an zwei Abenden zusammen mit einem Finnen, den wir im Hotel kennengelernt hatten und der schon seit 20 Jahren ins Hotel kommt, in einem Einheimischenlokal. Ein sehr großes, sehr primitives, aber auch sehr sauberes (zumindest außerhalb der Toiletten ...) Restaurant mit angeschlossener Garnelenzucht und Landwirtschaft. Und dort gab es Meeresfrüchte. Nein, es gab die besten Meeresfrüchte, die ich je gegessen habe. Ganz echt jetzt! Davon abgesehen, dass die servierten Fische, Muscheln, Garnelen, Krabben oder auch Meeresschnecken frischer als frisch waren, gab es auch extrem leckeres Gemüse, fein gewürzte Soßen und geniale Nudeln dazu. Es war ein Traum!
Ok, empfindlich sein oder uns zuschauen durfte man jetzt beim Essen nicht, denn vieles wurde einfach mit den Händen erledigt, zur Not hätten wir auch die Füße nehmen dürfen. Das war jedenfalls das, was ich aus dem sprachlichen Kauderwelsch (es waren tatsächlich ein paar halbwegs englische Worte dazwischen!) des grinsenden Restaurantchefs chinesischer Abstammung heraushören konnte. Dieser kannte besagten Finnen schon seit Jahren, so dass wir quasi gleich mal zur Familie gehörten. Und so kam es, dass wir nichts bestellt haben, sondern einfach diverse Gerichte in die Mitte des Tisches gestellt bekamen und der Chef gleich mit Händen und Füßen mit uns gegessen hat. Und er hat mir eben kauderwelschigerweise vor allem bei unserem zweiten Besuch dann erklärt, wie was und wann und in welchem Stadium gefischt, geerntet oder gefangen wird, wie es weiterverarbeitet wird, wie er es kochen lässt, welche Gewürze wozu und welches Gemüse warum verwendet wird, was mit den Abfällen passiert, wie er einen Teil davon auch in seinen Obst- und Gemüseplantagen als Dünger oder Bodenverbesserer wiederverwendet ... hach, ich würde mit diesem cleveren Chinesen gerne mal zwei, drei Tage über seine Felder und Anwesen ziehen und mir alles erklären lassen. Zumal er auch noch extrem sympathisch und kommunikativ (mal von fehlenden Sprachkenntnissen abgesehen, aber wozu gibt es Hände und Füße?!) war.
Und so hatten wir einen unterm Strich trotz erster Enttäuschung ob des doch recht vernachlässigten Hotels doch einen traumhaft entspannten, ruhigen und erholsamen Urlaub in einem wahren Paradies, das sich uns dann spätestens auf den zweiten Blick aufgetan hat und aus dem ich am liebsten noch nicht so bald wieder abgereist wäre. Meist freue ich mich ja nach zwei Wochen schon wieder auf zuhause, aber zum Erstaunen des Herrn Baron rutschte mir dann doch mehrfach raus, dass ich dieses Mal gerne noch ein, zwei Wochen geblieben wäre. Und ich hoffe wirklich sehr, dass wir dorthin vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr noch einmal reisen können. Man sollte die Hoffnung nie aufgeben, auch wenn es dieser Tage eher zum Verzweifeln ist (auch angesichts der vielen Deppen – sorry! –, die in unserer Umgebung dann doch so leben) ...
Passt alle auf euch auf und bleibt gesund!
1 Kommentar:
Jetzt habe ich deinen interessanten Bericht gelesen und die tollen Bilder eingeschaut. Einfach traumhaft.
LG Roswitha
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